Friedensgebet und Luftschlangen Gottesdienst – wie passt das zusammen?

Es ist eine lang bestehende und lieb gewonnene Tradition in Sankt Bernard: Am Sonntag vor Aschermittwoch findet ein etwas anderer Gottesdienst statt: der Luftschlangen-Gottesdienst. Traditionell mit schmissigen Liedern von Chor AufTakt, vielen kleinen und großen verkleideten Gestalten und den Clowns Spirelli (Anette Bethge) und Tortellini (Volker Reitstätter), die auf lustige Art ernste Inhalte erklären! An dieser Stelle: Herzlichen Dank für die vielen Jahre eurer herrlichen Clown-Einsichten, die ihr mit uns geteilt habt!!! Und seit dem letzten Jahr gehört auch dazu: Statt Predigt eine Büttenrede des Priesters!

In diesem Jahr war erneut alles anders: Corona zwang weiter zu Abstand, kleiner Schola und besonders traurig: Es standen keine Clowns mehr zur Verfügung. Aber das hielt eine mutige Truppe von sechs Frauen nicht auf, einen etwas anderen Luftschlangen-Gottesdienst zu gestalten. Die Idee: Putzfrauen statt Clowns! Auch diese sind eine karnevalistische Tradition – und in diesem Jahr sogar besonders passend. Mit Besen, Staubwedel und Eimer veranschaulichten die drei „Putzfrauen“ Teresa Alves, Caroline Kostka und Stefanie Pfaffenberger, dass „wir hier in unserer Kirche mal wieder gründlich sauber machen und in alle Ecken schauen müssen.“ Und nicht nur sauber machen, auch Platz schaffen für ein neues Bewusstsein von Vielfalt und Offenheit. Es braucht Mut zu bleiben und mitzuhelfen bei einer Neuorientierung der Kirche. Entsprechend lautete dann auch die Weisheit unserer drei Putzfrauen am Ende: „Es nützt halt nichts, wegzusehen und wegzugehen, wenn es schmutzig ist, und den Dreck liegen zu lassen. Nur wenn man bleibt, kann man sauber machen. Und was Neues schaffen!“ So wurden dann auch alle Gottesdienst-Teilnehmenden am Ende aufgefordert, dazubleiben und mitzuhelfen beim Aufräumen und Saubermachen. Besonders die erfreulich vielen Familien mit Kindern halfen, die Luftschlangen wieder einzusammeln, und die Erwachsenen schrieben ihre Ideen zu persönlichem Aufräumbedarf und Neugestaltung auf Zettel. Für gute Stimmung sorgten eine tolle Musik-Combo mit Malte Bormann am Klavier, Lennart Pfaffenberger am Schlagzeug und Frank Pfaffenberger am Saxofon sowie den Sängerinnen Regina von Glischinski, Anette Bethge, Sarah Hampel und Stefanie Pfaffenberger. Ingeborg Bünger an der Orgel hatte sogar einen Walzer parat.

So weit, so gut geplant und geübt. Aber dann kam der Krieg in der Ukraine! Können wir Luftschlangen-Gottesdienst feiern, wenn in unserem Nachbarland Krieg herrscht? Das haben wir uns und Pater Hammer gefragt. Nach kontroverser Diskussion war unsere Lösung: Wir wollten unsere Betroffenheit, unsere tiefe Friedenssehnsucht und unsere Solidarität im Gebet und in der Musik mit der Hoffnung verbinden. Hierfür haben wir zu Beginn des Gottesdienstes eine Erklärung verlesen und eine eigens von hergestellte Friedenskerze entzündet, die in unserer Kirche zum Friedensgebet aufrufen soll, solange der Krieg andauert. Pater Hammer hat seine großartige Büttenreden-Predigt um eine deutliche Mahnung zum Frieden erweitert und mit den Worten des Evangeliums verbunden, in denen Jesus auf den Balken vor dem eigenen Kopf und den Splitter im Auge des anderen verweist. Im Verlauf des Gottesdienstes haben wir immer wieder mit Fürbitten und einem Friedenslied sowie einem besonderen Friedensgebet, gelesen von Gina Hellwig, unserer Solidarität mit der Ukraine und allen vom Krieg betroffenen Menschen Ausdruck verliehen.

Dieses Friedensgebet, das Friedenslied und die Friedenskerze sind in der Kirche verblieben und rufen uns und jeden Kirchenbesucher weiterhin auf, uns ohne Unterlass für den Frieden in dieser unserer Welt zu engagieren, zu beten und auf die Unterstützung unseres Gottes zu hoffen. Kommen Sie vorbei und schließen Sie sich uns an!

Gina Hellwig für das LuSchlaGoDi Team