Architektur und Kunst

Eine eher bescheidene Kirche ist hier in kargen Nachkriegsjahren errichtet worden, keine große Architektur, aber ein achtenswerter Bau der 1950er Jahre mit einem großzügig gestalteten Kirchenraum. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde der Altarraum 1967 neu gestaltet, 1976 die Kirche farblich nochmals aufgefrischt.

Nach weiteren 20 Jahren, war eine Renovierung 1996 dringend geboten, zumal die marode, unsichere Elektroinstallation ausgewechselt und die Fenster wegen erheblicher Bauschäden ersetzt werden mussten. Neue Fenster schmücken nun unsere Kirche, verbessern aber auch die Wärmehaltung und den Lärmschutz zum viel befahrenen Saseler Damm erheblich. Mehrere Gemeindemitglieder haben über zwei Jahre die Renovierung der Kirche vorbereitet. In dieser Zeit reiften Ideen für die Innengestaltung der Kirche:

Die Kirche sollte hell und freundlich werden, mit zunehmender Helligkeit zum Altarraum. Honiggelbe bis bernsteinfarbene Töne sollten warmes Licht spenden. Gewünscht wurden ornamentale statt figürliche Darstellungen, um dem Altarkreuz und anderen Werken im Altarraum ihren eigenen Rang zu belassen. Die Gestaltung sollte unseren Kirchenpatron St. Bernard widerspiegeln. Der hl. Bernard wollte 1115 mit der Gründung seines Zisterzienserklosters in Clairvaux Rückbesinnung und schlichtere Lebensführung vorleben. Mit karger Einfachheit sollten die Ordenskirchen davon Zeugnis geben.

Durch Prof. Otto Lüfkens, Kirchenbauer in Krefeld, lernte der Kirchenvorstand den international hochgeschätzten Fenster-Maler Prof. Ludwig Schaffrath in Alsdorf bei Aachen kennen. Nach Werkgesprächen, auch in seinem Atelier, entstand so das Konzept zur Renovierung unserer Kirche.

 

Kunst in unserer Kirche

Der Heilige Bernard
Das Holzrelief hinten in der Kirche ist 170 cm hoch und 70 cm breit, leicht vergoldet und entstand in Italien um das Jahr 1600 durch einen unbekannten Künstler. Es zeigt einen Ordensgeistlichen mit Mönchskutte, Kapuze, Buch und Kreuz. So wurden vor allem Benediktiner und Zisterzienser dargestellt. Scheinbar nebensächliche Attribute zu Füßen der Gestalt weisen auf St. Bernard hin: Die Bischofsmitra links und die Bischofskrümme daneben zeugen davon, dass dem Heiligen mehrmals die Bischofswürde angeboten wurde, die dieser jedesmal ablehnte. Bernard von Clairvaux, geboren 1091 in Fontaines, war ein mystischer Theologe, geprägt von der cluniazensischen Ideenwelt. Mit 30 jungen Leuten, darunter vier seiner Brüder, gründete er den Zisterzienserorden, der sich zu seinen Lebzeiten in 69 Klostergründungen ausbreitete. Bernard blieb Mönch sein Leben lang. Er starb am 20. August 1153 im Alter von 63 Jahren.

 

Die blaue Decke
Das Farbkonzept des Künstlers umschließt die Decke in kühlem Hellblau, nahezu komplementär zum Bernstein-Gelb der Fenster. „Komplementäre Farben sind ein seltsames Paar. Sie sind entgegengesetzt, fordern sich gegenseitig, steigern sich zu höchster Leuchtkraft im Nebeneinander und vernichten sich in der Mischung zu Grau – wie Feuer und Wasser.“ (J. Itten).Blau steht für die Weite des Himmels und das stille Wasser an sonnigen Tagen. Seine Stimmung beschreibt das schöne deutsche Wort: Gemüt. Blau senkt Puls, Blutdruck und Atemfrequenz. Blau steht für gefühlstief, vereinigend, treu, empfindsam, ruhig, zärtlich, für Liebe und Zuneigung. Blau entspricht der zeitlosen Ewigkeit. Für den Mantel der Schutzmantelmadonna wählten Künstler stets das beschützende Blau. In der Architektur, vor allem im Barock, wird Blau angewendet, wenn man einen Raum weiten will.

 

Der Altarraum
Der Altar
(Höhe 100 cm, Altarplatte 150 x 120 x 40cm Blaubank-Muschelkalk) und das Altarkreuz (Höhe 140cm , Corpus aus Bronze, 100 cm hoch) wurden 1967 vom Bildhauer Toni Zens geschaffen.
Auf der Mensa ist das geschlachtete Opferlamm im Relief als Symbol des gekreuzigten Christus eingraviert. An den Seiten in Mäanderformen. Unter dem mittleren Kreuz das Sepulcrum (Grab) mit Reliquien von St. Eumenii, St. Urbanae und St. Bernard, unseres Kirchenpatrons.

Die asketische Gestalt, die wissenden Augen bezeugen die Größe des auferstandenen Christus. Er ist der Erde und dem Leid entrückt, Herr über Zeit und Raum – der Ewige. Auf der Rückseite finden sich große Bergkristalle, die die fünf Wundmale Jesu darstellen.

 

 

Der Taufstein
Das Bronzerelief zeigt Johannes den Täufer bei der Taufe Jesu im Jordan. Im oberen Relief symbolisieren Flammen das Wirken des Heiligen Geistes.
(Höhe 90 cm, Achteck 86 cm Blaubank-Muschelkalk, Bronzeplatte 65 cm x 44 cm, Toni Zens 1987)

 

Der Osterleuchter
Der Leuchter ist ein Sinnbild für den Baum des Lebens, dessen erste Früchte, die 12 Apostel, symbolisch durch 12 Schmucksteine (Karneole) dargestellt sind. Bezeugt in der Offenbarung 21,14 – 22,2.

(Höhe 140 cm, Bronze, Toni Zens 1980)

Beckerath-Orgel
Das Gehäuse der Orgel in St. Bernard besteht aus Eichenholz. Sie hat zwei Manuelle, eine Pedalklaviatur, 26 Register, ein dynamisches Schwellwerk, 1.801 Pfeifen aus Blei, Zinn und Holz. Das Tiefe C vom Prinzipal 8 ist nahezu drei Meter lang und misst 16 cm im Durchmesser. Die kleinste Pfeife, die Sifflöte 11/3, hat Strohhalmgröße, ist nur 19 cm lang mit einem Durchmesser von 3 mm. Nach 27 Jahren wurde die erste kleine Schleifladenorgel unserer Kirche 1983 durch dieses wertvolle Instrument ersetzt. Mehr als 40 bedeutende Organisten aus dem In- und Ausland haben unsere Beckerath-Orgel schon zum Klingen gebracht.

Bei der Einweihung wurde geschrieben:
„In einer Zeit, die so sehr geprägt ist von der Jagd nach materiellen Gütern, schaffen wir miteinander ein Gut, welches durch Musik die frohe Botschaft Christi verkündet.“

Fotos: Rolf Orlowski